Verkäuferin mit kritischem Produktblick
… aber ohne Meckerei!
Kerstin Sonnenberg arbeitet in einer Filiale der Landbäckerei Kirstein in Grebs (Gemeinde Lehnin, Potsdam-Mittelmark).
Es klingt fast wie aus einem Werbeprospekt, kann man aber
jeden Tag mit Kerstin erleben: Sie ist eine gute Laune-Macherin.
Du kommst mit Frühstücksbrötchen, Kaffee aus der Filiale und
die gute Laune gibt’s gratis.
Ihre Fröhlichkeit, ihre Schlagfertigkeit und ihre Power sind ihr Markenzeichen.
Kerstin ist eine Quereinsteigerin. Alles was sie heute zu Produkten, Service und Verkaufssprache weiß, hat sie sich abgeschaut, selbst geübt und im Alleingang trainiert.
Jeden Tag etwas mehr.
Ursprünglich wollte sie Friseurin werden. Geworden ist sie Facharbeiter
für Textiltechnik mit der Spezialisierung für Extrusionsverfahren.
Sie hat nach der Ausbildung Kernmantelbindefäden für die Ummantelung von Strohballen im Drei- und im Vierschichtsystem produziert. Kurz: Kerstin war Strippenzieherin.
Es war kein Zufall, dass Kerstin sich nach der Wende dann in der Bäckerbranche beworben hat. Hier konnte sie ihre Talente einsetzen: ihre Stimme, ihre Gabe mit dem Kunden auf
„Du & Du“ zu sein, ohne ihn wie einen Kumpel zu duzen.
Vielleicht trifft es das Wort Vertrauen besser. Die Kunden trauen ihr, schätzen ihre Unbeschwertheit im Anbieten, ihre Direktheit und noch einmal: ihre Power.
Ihr Einstieg in die Branche war alles andere als leicht. Beim Einstellungsgespräch in einer Brandenburger Bäckerei musste sie ihre Hände zeigen. Die Chefin wollte sehen, ob sie auch gepflegt sind. Vom ersten Tag an, wurde vorausgesetzt, dass Kerstin alles schon konnte. Schon bei kleinen Fehlern war die Kritik unheimlich groß. Die Hierachien hatten in den Filialen das sagen. Und, die Neuen, die Jungschen mussten sich fügen.
Das ist eine nicht zu akzeptierende Tatsache, die ich heute immer noch in vielen Betrieben erlebe.
Als Quereinsteigerin hat sich Kerstin Sonnenberg ein gutes Feeling für Produktindividualität erarbeitet. Sie denkt mit, wenn sie die Produkte sieht.
Ihre Erfahrung sagt ihr, dass Alleinstellungen für eine Bäckerei wichtig sind.
Sie ist so mutig und schreibt sie auch ins große Buch.
Das ist vielleicht eine Provokation. Dahinter steht aber auch ein starker Wille,
den Verkauf anzukurbeln.